Sonntag, 17. Mai 2020
Eine kleine Liturgie zum Sonntag Rogate
zum Feiern und auch zum Mitnehmen.
Wochenspruch:
Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet. Ps 66,20
KW 741 Psalm 102
Herr, höre mein Gebet
und laß mein Schreien zu dir kommen!
Verbirg dein Antlitz nicht vor mir in der Not,
neige deine Ohren zu mir;
wenn ich dich anrufe, so erhöre mich bald!
Denn meine Tage sind vergangen wie ein Rauch,
und meine Gebeine sind verbrannt wie von Feuer.
Ich bin wie die Eule in der Einöde,
wie das Käuzchen in den Trümmern.
Ich wache und klage
wie ein einsamer Vogel auf dem Dache.
Meine Tage sind dahin wie ein Schatten,
und ich verdorre wie Gras.
Du aber, Herr, bleibst ewiglich
und dein Name für und für.
Du wollest dich aufmachen und über Zion erbarmen;
denn es ist Zeit, daß du ihm gnädig seist,
und die Stunde ist gekommen.
Denn er schaut von seiner heiligen Höhe,
der Herr sieht vom Himmel auf die Erde,
daß er das Seufzen der Gefangenen höre
und losmache die Kinder des Todes,
daß sie in Zion verkünden den Namen des Herrn
und sein Lob in Jerusalem,
wenn die Völker zusammenkommen
und die Königreiche, dem Herrn zu dienen.
Evangelium: Lukas 11, 5-13
Der bittende Freund
5 Und er sprach zu ihnen: Wer unter euch hat einen Freund und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote;
6 denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann,
7 und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben.
8 Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, so viel er bedarf.
Zuversicht beim Beten
9 Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.
10 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.
11 Wo bittet unter euch ein Sohn den Vater um einen Fisch, und der gibt ihm statt des Fisches eine Schlange?
12 Oder gibt ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion?
13 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!
Gedanken
Der Sonntag Rogate – übersetzt heißt das „Betet!“- widmet sich ganz diesem Thema.
Mit dem „Vaterunser“ als Predigttext für diesen Sonntag rückt das Gebet des Herrn ganz in den Mittelpunkt.
Beten kann mir so viel geben. Und nicht nur in der Not, wie die Leute so sagen.
Im Gebet hat alles einen Ort: das Schöne und das Schwere, die Freude und der Dank.
Im Gebet komme ich zur Ruhe und vor allem in Kontakt mit Gott.
Wie gut, dass wir in ihm ein Gegenüber haben, das auch die Wut und die Verzweiflung, die Not und die Angst aushalten kann.
Es ist auch gar nicht wichtig, wie ich bete, ob mit geliehenen oder eigenen Worten, oder wo ich bete, in der Kirche, zuhause oder einfach da, wo ich gehe oder stehe, ob ich mein Gebet singe oder es in meinem Kopf geschieht. Nur aufrichtig und ehrlich muss ich es tun, mit ganzem Herzen.
Dann kann das Gebet entfalten, was in ihm steckt.
„Und die Antwort?“, fragen mich manchmal Kinder. Antwortet Gott? Mir noch nicht, jedenfalls nicht so, wie man sich das vorstellt, dass da eine Stimme aus dem Himmel kommt, die mir Antwort gibt.
Aber doch so, dass ich in mir spüre, dass etwas anders ist. Jedes Mal, wenn ich das, was mich bewegt, Gott anvertrauen kann, wird etwas in mir weiter, wärmer, tiefer, leichter… und ich getragen.
Dann kann ich spüren – Gott ist da. Das ist für mich mehr als genug.
(Christine Binder)
Fürbittengebet
In dir sein, Gott, das ist alles.
Das ist das Ganze, das Vollkommene, das Heilende.
Die leiblichen Augen schließen,
die Augen des Herzens öffnen
und eintauchen in deine Gegenwart.
Ich hole mich aus aller Zerstreutheit zusammen
und vertraue mich dir an.
Ich lege mich in dich hinein
wie in eine große Hand.
Ich brauche nicht zu reden, damit du mich hörst.
Ich brauche nicht aufzuzählen, was mir fehlt.
Ich brauche dich nicht zu erinnern
oder dir zu sagen, was in dieser Welt geschieht
und wozu wir deine Hilfe brauchen.
Ich will nicht den Menschen entfliehen
oder ihnen ausweichen.
Den Lärm und die Unrast will ich nicht hassen.
Ich möchte sie in mein Schweigen aufnehmen
und für dich bereit sein.
Stellvertretend möchte ich schweigen
für die Eiligen, die Zerstreuten, die Lärmenden.
Stellvertretend für alle, die keine Zeit haben.
Mit allen Sinnen und Gedanken warte ich,
bis du da bist
In dir sein, Gott, das ist alles,
was ich mir erbitte.
Damit habe ich alles erbeten,
was ich brauche für Zeit und Ewigkeit.
Quelle: Jörg Zink: Wie wir beten können. Stuttgart (Kreuz Verlag) 1991, S.19.
Stilles Gebet
Vaterunser
Amen.
Segen
Der Segen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, sein in dir und um dich und begleite dich, wohin du auch gehst.
Amen.